GARTENTEPPICH
Im Deutschen werden Teppiche mit Feldermuster auch als Gartenteppiche bezeichnet, während sie in Persien unter dem Namen Ghab-ghabi bekannt sind, was "Rahmen im Rahmen" bedeutet. Die Musterung erinnert an einen prächtig bewachsenen Garten mit geometrisch geordneten und einzelnen Beeten. Diese Assoziation scheint durchaus angemessen, da weite Teile Persiens sowie andere Gebiete im Mittleren und Nahen Osten trocken und wüstenartig sind, wo häufig Bewässerungsgärten angelegt werden, die durch kleine Bewässerungskanäle mit Wasser versorgt werden. Das Feldermuster spiegelt dieses Bewässerungssystem in einfacher Form wider.
In diesen Regionen, die von Trockenheit geplagt sind, erregen grüne und blühende Gärten besondere Aufmerksamkeit. Es wird angenommen, dass das Feldermuster aus dem Wunsch entstanden ist, sich ein kleines Stück Garten und damit ein kleines Paradies ins eigene Zuhause zu holen. Im Koran wird der Begriff Garten regelmäßig als irdisches Gegenstück zum Paradies erwähnt, was übrigens auf ein altpersisches Wort zurückzuführen ist. Das Feldermuster ist vor allem in den Ursprungsregionen Bachtiar, Ghoum, Moud und Kaschmir-Seidenteppichen zu finden. Es wird seltener auch beim Täbriz, Mesched und Sarough verwendet. Die einzelnen Kassetten zeigen zwar verschiedene Motive, sind jedoch streng symmetrisch angeordnet, oft in quadratischer, manchmal in rechteckiger oder rhombischer Form.
Die Wurzeln des Feldermusters reichen bis in die Antike zurück. Quadratische Felder zierten bereits den Pazyryk-Teppich. Ein Gartenteppich von beeindruckenden Dimensionen von 150 x 30 Metern - geschmückt mit Preziosen und durchwirkt von Edelmetallen - zierte einst den Palast Taq-e-Kisra am Königssitz Ketesiphon im heutigen Nordirak. Der Prachtteppich, höchstwahrscheinlich ein Wirkteppich, ging in den Wirren der Geschichte verloren und wird bis heute als "Frühling von Chosrau" verehrt, zu Ehren des Sassanidenkönigs Chosrau II. (590 bis 628 n. Chr.), der seine Liebe zum Prunk bekannt machte. Im Museum für Islamische Kunst in Berlin ist ein berühmter Gartenteppich aus dem 18. Jahrhundert ausgestellt, welcher die Beete aus der Vogelperspektive zeigt. Das lebensspendende Wasser der Bewässerungsgräben wird durch blaue Wellen dargestellt, in denen sogar Fische schwimmen.