FISCHDESIGN
Das faszinierende Herati-Muster ist ein zeitloses Rapportmuster, das seit jeher en vogue ist. Der Namenszusatz "i" verweist auf die Herkunft des Musters aus der Stadt Herat im Westen Afghanistans. Die Stadt, die einst von Alexander dem Großen als Alexandria Areion gegründet wurde und kurzzeitig die Hauptstadt der Timuriden-Dynastie unter Shah Rukh war, ist bis heute bekannt für ihre hochwertigen Teppiche mit persischen Mustern - darunter auch das berühmte Herati-Muster. Heute fungiert Herat als wichtigster Umschlagsplatz für die westafghanischen Herat-Belutsch. Es ist daher durchaus plausibel, dass das Herati-Muster aus dieser Region stammt. Nach der Umsiedlung großer Bevölkerungsteile von West-Afghanistan nach West-Persien auf Anordnung von Nadir Shah im 18. Jahrhundert, wurde das Muster vermehrt auch in dieser Region verwendet.
Das Musterensemble, das bereits seit Urzeiten bekannt ist, besteht aus mehreren Einzelteilen, die auf verschiedene Weise interpretiert werden können. Im Zentrum befindet sich ein auf den Kopf gestellter Rhombus mit einer Blüte in der Mitte, die möglicherweise eine Margerite darstellt, aber auch symbolisch für die Erde als Zentrum allen Seins in diesem Quadrat stehen kann. An den oberen und unteren Ecken sind stilisierte Lotosblüten angebracht, die auf eine Verbindung nach China hinweisen. Die seitlichen Ecken sind mit Päonien verziert, auch bekannt als Bauernrose, die in China als Königin der Blumen gilt und über die Seidenstraße in den Westen gelangte. Die vier Seiten des Ensembles werden von halbmondförmigen, lanzettartigen Blättern flankiert, die auch als Fische (Pers. Mahi) interpretiert werden können. Dies führte zur persischen Bezeichnung Mahi-to-hos, was "Fische im Teich" bedeutet. Diese bildliche Beschreibung geht davon aus, dass das Teppichinnenfeld einem Teich ähnelt. In Europa wird die Teppichumrandung oft als Bordüre bezeichnet, ein französisches Wort, das auch Uferrand bedeuten kann.
In vielen alten Glaubensrichtungen des Orients wurde der Fisch, der eine immense Anzahl von Eiern produziert, als Symbol für Fruchtbarkeit angesehen und fand daher seinen Weg in die religiös geprägte Kunst. Es ist sogar möglich, dass ein altiranischer Mythos als Grundlage diente, der besagt, dass zwei gigantische Wale die Erdscheibe in Rotation halten. Das Herati-Fisch-Muster, auch bekannt als Mahi-to-hos, ist zweifelsohne das am weitesten verbreitete Muster in persischen Teppichen. Es findet sich auf Innenflächen als all-over-Dessin, mit oder ohne Medaillon, hauptsächlich in den Provenienzen Ardebil, Bidjar, Birdjend, Ghiassabad, Ferahan, Khoy, Marand, Moud, Sarab-Madjajechi, Sarough, Senneh/Sanandadj und Täbriz.
Es erscheint auch in südpersischen Teppichen aus dem Fars-Gebiet und dem Hamadan-Gebiet sowie im Kaukasus und wird als Begleitmuster in fast allen Provenienzen im Iran gefunden. Darüber hinaus wird es in Indien und China nachgeknüpft, während es in türkischen Teppichen kaum vertreten ist. Kurz gesagt, das Herati-Fisch-Muster ist ein ikonisches Element der persischen Teppichkunst, das eine reiche kulturelle Bedeutung und eine beeindruckende Verbreitung weltweit hat.